Der Präsident hatte die HV angesichts des aktuellen Antisemitismus eröffnet mit „Der Deutsche Alpenverein ist von dieser Entwicklung schockiert. Im Sinne unseres Leitbildes und Grundverständnisses rufen wir deshalb jede*n Einzelne*n zu Respekt und Verantwortung gegenüber allen gesellschaftlichen Gruppen auf und sich für Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit einzusetzen.“
Am 2. Tag wurde dann die DAV-Satzung u.a. in bezug auf den Antidiskriminierungsparagraphen geändert. Unser Vorschlag „Der Verein ist parteipolitisch neutral. Er wertschätzt Menschen ungeachtet von Geschlecht, Religion, Kultur, Herkunft oder sexueller Identität. Er steht für Respekt, Vielfalt und Akzeptanz.“ war vorher beim Münchner wie Südbayerischen Sektionentag positiv aufgenommen worden. Dennoch bestand das Präsidium auf seinem Vorschlag: „Der Verein ist parteipolitisch neutral; er vertritt die Grundsätze religiöser, weltanschaulicher und ethnischer Toleranz; er steht ein für Diskriminierungsfreiheit, Vielfalt und Chancengleichheit aller.“ In der Diskussion äusssrte sich ein ehemaligen Mitglied der DAV-Kommission Recht (gelinde gesagt) homophob. Dieser „Beitrag“ (eines tatsächlich alten, weißen Mannes) war für mich nicht das Ernüchternde, sondern die Reaktion bzw.
die ausbleibende von Präsidium (einschließlich Jugend) und DAV-Geschäftsführung auf dem HV-Podium. Auch Vorstand unserer Partnersektion Berlin und Vorstand des Südbayerischen Sektionentages (als Regionenvertreter auf dem Podium) blieben stumm. Allein Kalle, Vorstand unserer Partner-Sektion Köln und Unterstützer seit wir DAV-Sektion sind, ging spontan ans Podiums-Mikro und distanzierte sich emotional von diesem „Beitrag“. Ihm folgten aus dem Saal ein Vorstand der Sektion Recklinghausen und der neugewählte Bundesjugendleiter Raoul.
Unmittelbar nach dem „Beitrag“ hatte ein Sektionsvorstand die Diskussion durch einen Geschäftsordnungsantrag beendet und danach wurde unser Antrag abgelehnt.
Was (für mich) bleibt: im realen (Vereins)Leben und nicht in Erklärungen zeigt sich Haltung und Einstellung. Der vorige und jetzige DAV-Ehrenpräsident Josef Klenner war ja mehrfach unser Gast und hat dabei sehr deutlich gemacht, dass ihm – gerade aufgrund der Diskriminierungs- und Auschlußgeschichte des DAV – der Schutz von Minderheiten ein persönliches Anliegen ist, das er auch immer wieder öffentlich vertreten hat. Vom jetzigen DAV-Präsidenten und der Geschäftsführung können wir dies offenbar so nicht erwarten. Auch an dieser Stelle nochmal umso herzlicheren Dank an Kalle, Gerhard und Raoul! PS: Ermutigend war, dass mich in der Pause viele Sektionsvorstände ansprachen, um sich zu entschuldigen und zu versichern, dass diese Diskussion nicht den DAV repräsentiert für den sie stehen.
Ebenfalls abgelehnt wurde unser Antrag Natur- und Klimaschutz unter Zwecke in die DAV-Satzung aufzunehmen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, da der DAV seit 2005 nicht nur Bergsport-, sondern auch anerkannter Naturschutzverband ist. Stattdessen wurde Klimaschutz lediglich unter `Mittel zur Erreichen des Vereinszwecks“ und auch nur in dieser einschränkenden Formulierung aufgenommen: „Berücksichtigung des Klimaschutzes bei Aktivitäten und Maßnahmen“.
Ein Beitrag von Thomas M. – Die Pressemitteilung des DAV findet sich hier.